[Rezension] “Nevernight- Die Prüfung” von Jay Kristoff

Das Copyright vom Cover liegt beim Fischer Verlag.

Mia Corvere hat alles verloren und ist gerade so mit ihrem Leben davon gekommen. Ihr Vater wurde erhängt, ihre Mutter und ihr Bruder eingesperrt. Als sie von Mercurio aufgenommen und ausgebildet wird, verfolgt sie nur noch ein Ziel. Sie will Rache üben. Mercurio bildet sie zur Assassine aus und bereitet sie auf ihre weitere Ausbildung in dem Assassinenorden die “Rote Kirche” vor. Doch Mia ist kein normales Mädchen, sie ist eine Dunkelinn und so hat sie als ständigen Begleiter eine Schattenkatze dabei, die in ihrem Schatten lebt und ihre Angst trinkt. Als Mia in die “Rote Kirche” gelangt, erwartet sie eine schreckliche Ausbildung, die nur die wenigsten überleben.
 
 
Schon als ich zum ersten Mal von dem Buch gehört hatte, wurde ich neugierig. Mittlerweile habe ich sehr viele unterschiedliche Meinungen gehört und jetzt nachdem ich es beendet habe, kann ich verstehe wieso. “Nevernight- Die Prüfung” ist ein Buch, das man entweder liebt oder abbricht. Der Stil ist eigen und das ganze Buch ist heftig, brutal und der Autor nimmt kein Blatt vor dem Mund. 
 
Mias Geschichte wird von jemandem erzählt, der Mia kannte und meint ihre Geschichte erzählen zu müssen und diese deshalb aufschreibt. Dadurch fühlt man sich vor allem zu Beginn als Leser direkt angesprochen. Diese Art die Geschichte zu erzählen fand ich sehr passend, weil das Buch nicht direkt aus Mias Sicht geschrieben ist, sondern aus der Sicht eines Außenstehenden, der Mia gut kannte, aber sich dennoch alles direkt um Mia dreht. Außerdem gibt es unglaublich viele Fußzeilen, die teilweise eine dreiviertel Seite lang sind, die Ergänzungen zu der Welt oder sonstige Erklärungen bieten. Manche Fußzeilen sind auch einfach nur humorvolle “Zwischenrufe” des Erzählers. Diese Fußzeilen können teilweise den Lesefluss stören, allerdings finde ich es so gelungen geschrieben, dass sie wirklich unterhaltsam sind und eine tolle Ergänzung bieten. Wer sie allerdings als störend empfindet, kann sie auch einfach weglassen. Ich habe es versuchsweise getestet und man kann auch den Zusammenhang des Ganzen verstehen ohne die Fußzeilen zu lesen. Dass man hier die Wahl hat, finde ich sehr gut.
 
Der restliche Schreibstil des Autors ist ebenfalls nicht für jeden etwas. Wie schon erwähnt nimmt er kein Blatt vor dem Mund. Er beschreibt blutige und brutale Szenen genauso detailliert, wie Sexszenen oder wie jemand stirbt, bleibt dabei realistisch, aber nutzt auch gerne mal Schimpfwörter. Dennoch wirkt es dadurch nicht zu viel des Guten. Er schafft die perfekte Balance, sodass man diesem bildlichem Schreibstil einfach nicht entkommen kann. Außerdem herrscht in dem ganzen Buch eine ganz besondere, düstere und gefährliche Atmosphäre vor, die aber wunderbar durch einen schwarzen Humor und Sarkasmus aufgelockert wird. Große Gefühle und Ängste spielen eine Rolle und ich konnte mich dem Sog des Buches zu keiner Zeit entziehen.
 
Auch die Protagonisten sind speziell. Man muss sich nichts vormachen. Mia ist kein liebes Mädchen, dass dadurch Sympathien weckt. Sie ist knallhart, hat einiges durchgemacht und würde für ihre Ziele ohne zu bedenken töten. Nicht umsonst macht sie so eine Ausbildung. Sie hat eine unglaublich facettenreiche und tiefgründige Persönlichkeit und trotz ihrem Antihelden-Dasein, würde sie für die, die ihr etwas bedeuten alles tun und hat auch ihre Menschlichkeit noch nicht ganz verloren, was ich echt spannend fand. Außerdem finde ich ihre Fähigkeiten, die sie als Dunkelinn hat, total faszinierend. Denn sie hat nicht nur die Schattenkatze, die ihr hilft, sondern kann noch viel mehr mit den Schatten ausrichten. 
Neben Mia stehen noch anderen Figuren im Vordergrund, allen voran die Schattenkatze, die Mia Herr Freundlich nennt und die Mia mit Rat und Tat zu Seite steht, was zu einigen unterhaltsamen Dialogen führt. Auch die anderen Assassinen sind unglaublich spannend und viele konnten mich mit ihrem Verhalten immer wieder überraschen.
Ich weiß gar nicht, wie oft ich beim Lesen sprachlos war und nur gedacht habe, ob das jetzt wirklich passiert ist?
 
Die Welt Buches ist ebenfalls großartig, komplex und vielschichtig. Es gibt so viel zu entdecken und alles ist so wunderbar dargestellt, sodass ich gar nicht genug davon bekommen konnte. 
Zudem ist der Plot abwechslungsreich, spannend, actiongeladen, voller Emotionen und so voller Überraschungen. Immer wenn man denkt, es kann doch eigentlich nicht mehr schlimmer kommen, setzt der Autor noch eins drauf. Es gibt auch viele ecklige Stellen und so viel Blut. Dieses Buch ist wirklich nichts für zartbesaitete und auch meiner Meinung nach nur für Erwachsene etwas. 
Mir ist es schon lange nicht mehr so schwer gefallen zu beschreiben, wieso mich ein Buch so überzeugt hat. Es ist beeindruckend und einfach so anders. Ich konnte es gar nicht mehr weglegen und wünschte ich hätte schon die Fortsetzung.
 
Das Ende konnte das Ganze noch einmal steigern. An sich ist dieser Auftaktband ziemlich abgeschlossen, aber das Ende macht unglaublich neugierig, weil schon angedeutet wird in welche Richtung Band zwei gehen wird. Für mich war dieses Buch definitiv eins meiner absoluten Jahreshighlights.
 
 
“Nevernight- Die Prüfung” ist ein Buch, dass die Leser spalten wird. Ich kann kaum in Worte fassen, wie sehr es mich begeistert hat, aber ich kann auch gut diejenigen verstehen, die mit dem Buch nichts anfangen können. Es ist sehr speziell, aber gerade das mochte ich so an dem Buch. Es ist brutal, düster, schrecklich, aber auch humorvoll und Mia ist mir, obwohl sie eher eine Antiheldin ist, ans Herz gewachsen. Jeder sollte sich selbst ein Bild von dem Buch machen, aber ich kann es definitiv empfehlen. Es war eins meiner absoluten Highlights.

6 Replies to “[Rezension] “Nevernight- Die Prüfung” von Jay Kristoff”

  1. Huhu liebste Mandy,

    auf diese Rezi habe ich ja schon gewartet und wow, du bist ja echt sehr angetan von "Nervernight". Man spürt deine Begeisterung in jeder einzelnen Zeile deiner Rezension. Bis auf die Sache mit dem ganzen Blut, klingt die Geschichte auch extrem interessant. Ich bin echt gespannt, wie mir das Buch gefallen wird :)

    Drück dich feste,
    Ally

    1. Huhu liebe Ally,
      danke dir. Ich glaube, dass ich auch meine Rekordrezi von der Länge her, aber es war gar nicht einfach meinen leseeindruck hier in Worte zu fassen. Ich wünsche dir auf jeden Fall ganz viel Spaß mit Mia und Herrn Freundlich und hoffe, dass es dir auch gefallen wird. :)
      Liebe Grüße und fühl dich gedrückt
      Mandy

  2. Huhu Mandy,

    ich habe jetzt wirklich schon ganz unterschiedliche Meinungen zu dem Buch gehört und stimme dir daher zu, dass man sich wahrscheinlich selbst eine Meinung über das Buch machen sollte.
    Ich finde es zumindest toll, dass es anscheinend ordentlich zur Sache geht und auch der Humor nicht zu kurz kommt. :-)

    Liebe Grüße
    Sandra

  3. Hallo Mandy,

    zum Glück habe ich das Buch bereits :D und du machst mich mit deiner sehr begeisterten Rezi um ein vielfaches neugieriger. Alleine die Tatsache, dass es um Assassine geht und eine Schattenkatze vorkommt, war mir bei der Vorstellung schon klar, dass ich dieses Buch lesen muss. Auch der von dir angesprochene Schreibstil mit Sarkasmus, schwarzem Humor und brutalen, blutigen Szenen lässt mich an Derek Landy denken. Kann man diese miteinander vergleichen?

    Definitiv werde ich das Buch bald lesen müssen !!! Auch gerade weil die Meinungen dazu so unterschiedlich sind.

    Liebe Grüße,
    Uwe

    1. Huhu Uwe,
      ich glaube, dass das Buch was für dich sein kann. Und ja, manchmal musste ich an Derek Landys Art denken, die beiden Autoren sind zwar nicht komplett gleich, haben aber doch einen ähnlichen Humor, auch wenn Jay Kristoff noch extremer ist, was die Beschreibung der Gewalt, des Blutes und auch sonst angeht.
      Liebe Grüße
      Mandy

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