[Rezension] “Freie Geister” von Ursula K. Le Guin

 

Der einzige Ort auf dem Anarres, der durch eine Mauer von seiner
Umgebung abgetrennt wird, ist der Raumhafen. Von hier aus werden die
Edelmetalle, die in den Minen des Planeten abgebaut werden, einmal im
Jahr zum Nachbarplaneten Urras geflogen.
Für die Herrschenden von Urras ist das anarchistische Anarres nicht mehr als eine abhängige Bergbaukolonie, die es möglichst effektiv auszubeuten gilt. Für die Bewohner von Anarres ist ihre Heimat jedoch der einzige Ort im ganzen Sonnensystem, wo sie wirklich frei sind – frei von Unterdrückung, aber auch frei von dem Zwang, künstlich erzeugte Bedürfnisse befriedigen zu müssen.
Als sich auch auf Anarres erste Herrschaftsstrukturen zu bilden beginnen, begibt sich der Physiker Shevek auf eine riskante Reise nach Urras. Er möchte in Dialog mit dortigen Wissenschaftlern treten und gerät dabei zwischen alle Fronten.
Quelle: Fischer Verlag 

 

“Freie Geister” konnte schon in der Vorschau des Verlages mein Interesse wecken, da ich den Klassiker nicht kenne und momentan einfach gerne Science-Fiction lese. Bisher haben mich immer Dystopien interessiert und ich fand es spannend mal eine Utopie zu lesen. Dabei ist das Buch so komplex und vielfältig, dass ich nicht wie sonst eine eigene Zusammenfassung des Inhaltes geschrieben habe, da ich die Kurzbeschreibung des Verlages treffend finde und es mir schwer gefallen ist etwas eigenes zu schreiben.
Denn obwohl das Buch ein Klassiker ist und ich nur selten welche lese, konnte mich die Autorin überzeugen. Die Übersetzung habe ich als gut empfunden, habe aber auch keinen Vergleich.

Was mich an diesem Roman am meisten beeindruckt hat, war wie eine staatlose Gesellschaftsform auf Anarres existiert, denn der Planet ist ein Planet der Anarchisten. Gegenübergestellt wird das Ganze einer demokratisch-kapitalistischen Gesellschaftsform auf dem Planeten Urras und dabei schafft die Autorin alles subtil kritisch zu beleuchten und übt Kritik, die auch heute nach all der Zeit noch hochaktuell ist.

Allerdings muss ich gestehen, dass ich eine Weile brauchte um Zugang zu dem Buch zu finden, weil es wie schon erwähnt komplex ist und ich erst einmal die Planeten und Zusammenhänge verstehen musste. Am Anfang gibt es Abbildungen der Planeten, die mir sehr gut gefallen haben. Alles wird ausführlich und bildlich dargestellt.
Vor allem der Gegensatz der beiden Planeten ist überwältigend. Anarres war ein unwirtlicher Wüstenplanet und nur dank harter Arbeit ist dort überhaupt Leben möglich, aber dennoch müssen die Menschen hart arbeiten um überleben zu können. Urras dagegen hat Ressourcen im Überfluss, aber diese sind nicht gerecht verteilt. Es gibt arme und reiche Menschen und der Kapitalismus steht im Vordergrund. 
Dabei versucht die Autorin zu keiner Zeit etwas zu idealisieren.

Der Plot an sich ist sehr unterhaltsam und spannend, hat aber auch seine Längen. Man begleitet den Physiker Shevek, der eine Erfindung macht, die revolutionär für die Raumfahrt sein könnte. Als er auf seinem Heimatplaneten Anarres nur Ablehnung erhält, geht er nach Urras, doch deshalb zählt er als Verräter auf Anarres. Er hofft auf Urras weiter forschen zu können, doch erfährt schnell, dass sie ihn nur ausnutzen wollen und bekommt schießlich Kontakt zu einer Widerstandbewegung. 
In Rückblenden und Erinnerungen erfährt man mehr über sein Leben und seinen Heimatplaneten, so dass er ein sehr detailliert ausgearbeiteter Protagonist ist, der überzeugen kann. Er hat große Ziele, würde dafür aber nie über Leichen gehen. Dabei sollte man aber konzentriert lesen, da Shevek sich entwickelt und das teilweise so subtil und authentisch geschieht, das mich die Entwicklung komplett überzeugen konnte.
Viele Wendungen des Plots haben mich überrascht und das Ende bietet einen gelungenen Abschluss.

Der Schreibstil ist nicht immer einfach, aber wie schon erwähnt gefiel mir die Übersetzung. Nachdem ich mich aber in das Buch eingefunden hatte, ließ sich alles sehr gut lesen und die Seiten flogen nur so dahin. Es ist ein anspruchsvolles Buch mit einer klaren Intention und das spiegelt sich einfach auch im Schreibstil wieder.
Dennoch kann ich dieses Buch auf jeden Fall empfehlen. 


 
“Freie Geister” ist ein Buch mit einer klaren Intention und auch wenn ich es nicht immer als leicht zu lesen empfunden habe, mochte ich es sehr. Vor allem der Kontrast der beiden Planeten konnte mich überzeugen, aber auch die Kritik der Autorin, die auch heutzutage noch aktuell ist.
 

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