[Rezension] Suzanne Young- Du.Wirst.Vergessen (Band 1)

 
 

Die Welt wird von einer schrecklichen Epidemie heimgesucht. Die Selbstmordrate der Jugendlichen steigt dramatisch an und keiner weiß wieso. Jeder kennt jemanden, der sich umgebracht hat, denn jeder dritte Jugendliche ist betroffen. Einzig das “Programm” verspricht Rettung. Denn im Programm vergessen die Jugendlichen alles und kommen als leere Hüllen zurück, die sich weder an Freunde, noch Liebe oder andere Emotionen erinnern können. Für Eltern stellt das “Programm” Hoffnung dar, für die Jugendlichen ist es der wahre Alptraum.
So versucht Sloane nach dem Selbstmord ihres Bruder alles um nicht aufzufallen, denn sie möchte auf keinen Fall ins Programm. Einzig bei James, ihrer großen Liebe, ist sie sie selbst und lässt ihre Fassade fallen. Doch als James einen Zusammenbruch erleidet und ins Programm kommt, bricht für sie die Welt zusammen. Sie weiß, wenn er wieder kommt, kennt er sie nicht mehr und nichts wird mehr so sein, wie zuvor.


Als ich in den Verlagvorschauen auf das Buch aufmerksam geworden bin, war mir schnell klar, dass ich es unbedingt lesen muss. Der vielversprechende Klappentext konnte mich direkt neugierig machen.
Bei der Genreeinteilung hatte ich so meine Schwierigkeiten, da es sich hier nicht um eine eindeutige Dystopie handelt. Es gibt das Regierungssystem, dass das “Programm” erschaffen hat und somit die Jugendlichen unterdrückt. Allerdings scheint es ja irgendwie Erfolg zu haben, da diese Jugendlichen sich nicht mehr umbringen wollen, aber auch nicht mehr sie selbst sind. Die Epidemie gibt es auf der gesamten Welt und Varianten des Programms breiten sich immer weiter aus. Ob das Buch in der Zukunft spielt, ist auch nicht ganz klar, aber dennoch zeigt es dystopische Elemente.

Von der ersten Seite an war ich gefesselt. Als Leser begleitet man Sloane in ihrem Alltag, in dem sie veruscht sich ihre Gefühle nicht anmerken zu lassen. Die kleinste Unachtsamkeit kann dafür sorgen, dass sie von Betreuern abgeholt wird und ins Programm kommt. Da ihre Bruder Selbstmord begangen hat, beobachten ihre Eltern sie ganz genau, da sie Angst haben ihr letztes Kind auch noch zu verlieren. Dadurch, dass die Handlung aus der Ich-Perspektive von Sloane erzählt wird, kann man gar nicht anders, als mit ihr zu fühlen. “Du.Wirst.Vergessen” ist trotz der fehlenden Emotionen in Sloanes Welt hochemotional und packend.
Sloane ist mir dabei schnell ans Herz gewachsen, denn sie kämpft darum nicht aufzugeben und darf nicht mal vor ihren Eltern ehrlich sein. Nur bei James, der beste Freund ihres Bruders, darf sie so sein, wie sie wirklich ist. Die ständige Angst von ihr und den anderen Jugendlichen ist fasst greifbar.
Als dann das eintrifft, was sie immer befürchtet hat und James zusammenbricht, weiß auch sie nicht mehr weiter und ihre Verzweiflung wird authentisch dargestellt.
Sloane, aber auch James und die anderen Protagonisten machen viele Veränderungen in dem Buch durch, die erschreckend realistisch und authentisch dargestellt sind und zum Nachdenken anregen.
Alle Protagonisten sind tiefgründig und bieten überraschende Facetten, die das Buch für mich so lesenswert gemacht haben.

Das Buch strotzt weder vor nervenaufreibender Spannung, noch vor Action, kann aber dennoch trotz kleiner Längen überzeugen.
Die düstere Grundidee ist nicht für jeden Leser geeignet, da gerade das Selbstmordthema relativ heikel ist. Mich persönlich hat die Idee zum Nachdenken angeregt. Etwas schade finde ich, dass es so wenige Hintergrundinformationen gibt. Man erfährt weder, wie die Selbstmord-Epidemie entstanden ist (was ja auch keiner weiß), noch wann genau das Buch spielt oder wie das Programm genau entstanden ist.
Dennoch bietet es einige Überraschungen und es hat mich nach dem Lesen noch lange beschäftigt.
Vor allem die Beschreibungen des Programms und was die Jugendlichen da erleben, hat mich erschreckt, geschockt und beschäftigt. Erschreckend finde ich aber auch, wie verändert sie danach sind.
Außerdem ist vortrefflich beschrieben unter was für einem Druck die Jugendlichen stehen, weil sie nicht ins Programm wollen. Viele Jugendliche wollen eher sterben, was dann zu der Frage führt, ob es auch am Programm liegt, dass einige Jugendliche Selbstmord begehen wollen. Psychisch gesehen ist “Du.Wirst.Vergessen” nicht ohne.

Der Schreibstil von Suzanne Young ist dabei ausgesprochen passend, wirkt zuerst etwas gefühlskalt, aber schnell wird klar, dass das gut so ist. Im Laufe des Buches schreibt sie so emotional, dass man als Leser das Gefühl hat, alles hautnah mitzuerleben. Dabei schreibt sie atmosphärisch, leicht und locker und kommt ohne Kitsch und aussschweifende Beschreibungen aus.
Suzanne Young hat ein fesselndes und gut durchdachtes Buch erschaffen, dass in einem spannenden Finale gipfelt, einige Überraschungen bereithält und wahnsinnig Lust auf den zweiten Band macht, obwohl das Ende soweit abgeschlossen ist, dass ich auch gut mit dem Ende Leben könnte.


“Du.Wirst.Vergessen” ist ein Buch, dass durch seine ausgeklügelte Idee und starken Emotionen, gepaart mit tiefgründigen und facettenreichen Protagonisten überzeugen kann.
Kurze Längen in der Handlung, fallen kaum ins Gewicht, allerdings hätte ich mir etwas mehr Hintergrundinformationen gewünscht.
Wer allerdings nach einem actionreichen Buch sucht, könnte eher enttäuscht sein, da es zwar durchweg fesselnd ist, aber der Schwerpunkt auf den Gefühlen und die Veränderungen durch das Programm liegt.
Ich freue mich jetzt schon sehr auf die Fortsetzung.


7 Replies to “[Rezension] Suzanne Young- Du.Wirst.Vergessen (Band 1)”

  1. Mich hat das Buch auch ziemlich beschäftigt, was aber auch gut ist, da das ja nicht gerade leichte Kost ist. Ich bin extrem gespannt, wie es weiter geht und ich denke, dass wir dann auch mehr Hintergrundinfos bekommen werden :D

    <3 liebste Grüße, Ally

  2. Klingt schon ganz ansprechend das Buch. Ich finde es klasse, wenn Bücher einen beschäftigen, also so im Kopf beim Nachdenken.
    Aber der zweite Teil erscheint erst in so ferner Zeit, dass ich noch etwas warten werde.

    Liebe Grüße, Katja :)

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