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Wie würdest du dich selbst
beschreiben?Tja, wie soll ich da anfangen?
Vielleicht mit: Ich liebe Erdbeeren, weil das so schön zum Sommer
passt. Überhaupt mag ich gutes Essen, so lange es kein Grießbrei
ist. Ich mag es, bei jedem Wetter barfuß zu laufen, und der Herbst
ist meine liebste Jahreszeit. Ich bewege mich gern, vor allem beim
japanischen Schwertkampf oder beim Schwimmen, aber genauso gern
hänge ich auch einfach nur faul rum, spiele den ganzen Tag PC- oder
Konsolenspiele oder lese ein Buch. Ich höre gern Musik beim
Zugfahren, aber ich finde es furchtbar, wenn der Zug stehenbleibt,
während die Musik gerade schneller wird. Ich mag Hunde, aber ich
liebe Katzen. Ich mag es, wenn es ordentlich ist, aber ich komme
nicht immer mit dem Aufräumen hinterher. Die Natur ist mir sehr
wichtig, und meine Familie und meine Freunde auch. Außerdem gebe
ich mir Mühe, jeden Tag etwas Neues zu lernen. Alles in Allem bin
ich also vermutlich ein ganz normaler Mensch.
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Wie läuft ein normaler Tag in
deinem Leben ab? Gibt es bestimmte Rituale usw.? Zu welcher
Tageszeit schreibst du am liebsten/produktivsten und wo? Und wo
kannst du gar nicht schreiben?Ein normaler
Tag sieht bei mir wie folgt aus: Ich stehe irgendwann auf, frühstücke
und setze mich dann an den Rechner. Manchmal mache ich zu diesem
Zeitpunkt auch schon alibimäßig mein aktuelles Manuskript auf,
damit ich jederzeit anfangen kann zu arbeiten, falls es mich
unerwartet überkommt. Meistens überprüfe ich aber erstmal, ob das
Internet noch da ist, und überhaupt, ob die Welt da draußen
überhaupt noch existiert, man kann ja nie wissen. Dann muss ich
vielleicht noch einkaufen, telefonieren oder sonstige Dinge
erledigen. Und irgendwann fange ich dann auch mit dem Schreiben an.
;-) Nein, aber mal
im Ernst. Tatsächlich habe ich keine festen Rituale, Orte oder
Zeiten zum Schreiben. Ich habe von vielen gehört, dass ihnen das
hilft, aber bei mir ist es so, ich brauche die Abwechslung, um
kreativ zu bleiben. Das bedeutet, auch öfter mal innerhalb der
Wohnung den Arbeitsplatz zu wechseln, mal Musik zu hören und mal
nicht, und vor allem immer mal eine Weile aus dem Fenster zu starren.
Darum kann ich auch ganz gut unterwegs schreiben, im Zug zum
Beispiel. Und eine besondere Spezialität von mir ist es, in einem
Raum voller redender Menschen alle Geräusche auszublenden und mich
trotzdem auf meine Geschichte zu konzentrieren. Wenn ich so darüber
nachdenke, gibt es vermutlich keinen Ort, an dem ich gar nicht
schreiben könnte. Umgekehrt dafür aber auch keinen, an dem ich
immer schreiben kann, und auch keine Methode oder ein Ritual, das
mich zuverlässig in Schreibstimmung versetzen könnte. Das bedaure
ich manchmal, aber man kann eben nicht alles haben.
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Wie sieht dein Schreibtisch aus?
Ordentlich oder chaotisch oder organisiert?
Da ich, wie
gesagt, keinen festen Schreibplatz habe, ist die Frage nicht so
leicht zu beantworten. Tendenziell aber eher kreativ-chaotisch.
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Wie bearbeitest du mögliche
Notizen und Ideen?
Wie so viele
meiner Kollegen leide auch ich unter der bekannten Autorenkrankheit,
mir ständig neue, hübsche Notizbücher zulegen zu müssen, ob die
bereits vorhandenen nun schon voll sind oder nicht. Dementsprechend
finden die allermeisten Ideen zuerst ihren Weg aus meinem Kopf in
eins dieser Notizbücher, und das in ziemlich roher, unstrukturierter
Form, der eher eine Art an mich selbst gerichteter Monolog ist. Da
ich aber in den Notizbüchern die Ideen nicht nach Projekt geordnet
aufschreibe, gebe ich mir Mühe, die Notizen möglichst bald
zusätzlich in ein Projekt-Dokument auf meinem PC zu übertragen.
Dort liegen sie dann erstmal, bis ich mir die Zeit nehme, mich näher
mit dem Projekt zu befassen.
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Wie bist du zum Schreiben
gekommen? Hast du schon immer davon geträumt Autorin zu werden und
hast du schon als Kind Geschichten geschrieben? Und wenn ja, ist es
so, wie du es dir vorgestellt hast?
Wie ich zum
Schreiben gekommen bin, weiß ich gar nicht mehr, weil ich damals
noch sehr jung gewesen sein muss. Meine erste Schreibmaschine habe
ich jedenfalls zu meinem achten Geburtstag bekommen, und ich weiß
noch, dass ich mit zwölf die Absicht hatte, die jüngste je
veröffentlichte Autorin der Welt zu werden. Das hat nun nicht ganz
geklappt, aber immerhin bin ich am Ende doch in diesem Beruf
gelandet. Und nein – es ist ganz und gar nicht, wie ich es mir
vorgestellt habe. Es ist viel bürokratischer, unsicherer und oft
auch viel frustrierender. Aber das Gefühl, ein eigenes Buch gedruckt
in der Hand zu halten oder in den großen Buchhandlungen ausliegen zu
sehen, das ist ganz genau so, wie ich es mir immer erträumt habe,
und dafür lohnt es sich allemal, die Schattenseiten in Kauf zu
nehmen.
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Spiegelst du dich selbst in
irgendeiner Weise in einem deiner Protagonisten wieder oder gibt es
Personen in der Realität, die als Vorbild für die Charaktere in
deinem Buch dienen?
Jein und nein.
Ich gestalte meine Figuren nicht bewusst nach reellen Vorbildern,
weder nach mir selbst noch nach Menschen, die ich kenne. Aber
natürlich fließt immer etwas aus dem eigenen Erfahrungsschatz in
die Gestaltung von Charakteren mit ein, die nur deshalb lebendig
werden können, weil der Autor ein gutes Gespür für
zwischenmenschliche Beziehungen hat. Und die bekommt man nur, wenn
man auch im „echten Leben“ ein aufmerksamer und einfühlsamer
Beobachter ist.
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Wann und wo bekommst du deine
Inspiration und wodurch? An Tagen an dem die Ideen eigentlich
unpassend sind um sie sofort aufs Papier zu bringen oder wenn du
Zeit hat?Diese Frage
kann ich eindeutig mit „Ja“ beantworten – was so viel heißen
will wie „sowohl als auch“. Ideen sind ziemlich unberechenbar,
was das angeht. Inspiration kann ja überall versteckt sein, in jedem
Lied, jedem Spaziergang durch den Park und in jedem zufällig
verlinkten Artikel auf Facebook. Man weiß eben vorher nicht, welche
Reize in unserem Kopf plötzlich Ideen für Geschichten triggern, und
man muss sie so nehmen, wie es kommt. Grundsätzlich kann ich aber
sagen, dass die Wahrscheinlichkeit, von einer Idee überfallen zu
werden, höher ist, während man gerade intensiv an einem Projekt
arbeitet. Einfach, weil der Kopf dann ohnehin arbeiten muss, um
logische Zusammenhänge und spannende Szenarien zu entwickeln. Da ist
ein gewisser „Sägemehlhaufen“ an neuen kleinen Ideen vermutlich
unvermeidbar.
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Was machst du gegen
Schreibblockaden? Ist das schon einmal vorgekommen?Eine richtige
Blockade? Nein, eigentlich nicht. Unlust oder Erschöpfung, das ja.
Manchmal fehlt auch einfach der Input von außen. Dann weiß ich, es
ist mal wieder Zeit, den Schreibplatz zu wechseln oder ein paar Tage
Pause zu machen und mein Gehirn mit Filmen, Musik und Büchern zu
füttern, rauszugehen und mit Menschen zu reden und einfach mal den
Kopf freizukriegen. Nach einer Weile geht es dann auch wieder von
ganz allein.
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Fändest du es schön, wenn man
deine Bücher verfilmen würde oder würdest du das nicht so gerne
haben?
Oh, das fände
ich ganz unbedingt sehr schön! Ich weiß, dass es ganz viele
schlechte Verfilmungen gibt, die sich so gut wie gar nicht mehr an
die Vorlage halten. Aber das finde ich halb so schlimm. Was mich an
dem Gedanken reizt, ist die Neugier darauf, wie sich wohl andere
vorstellen, was ich erzählt habe. Haben sie ähnliche Bilder im Kopf
wie ich? Einen Blick darauf zu werfen, wie andere meine Geschichten
wahrnehmen und interpretieren, das finde ich wahnsinnig spannend. Das
gilt übrigens nicht nur für Verfilmungen, sondern auch für Bilder
oder FanFictions. Ich hoffe immer noch, dass jemand eines Tages mal
sowas für mich macht.
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Mit welchen neuen Buchprojekten
können wir denn in nächster Zeit rechnen?
Mit so einigen!
Zuerst einmal steht im nächsten Herbst noch ein weiterer Jugendroman
bei cbj an. Außerdem werde ich mich im Frühjahr 2015 an einem
Kinderbuch ab 10 versuchen. Und nicht zuletzt möchte ich auch
unglaublich gern wieder einmal einen Roman für Erwachsene schreiben.
Das habe ich seit meinen dystopischen Vampirromanen „Die Blutgabe“
und „Unberührbar“ nicht mehr gemacht, und ich hoffe sehr, dass
das bald wieder klappt. Ideen habe ich jedenfalls genug.
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Liest du mehr selber oder
schreibst du doch lieber? Und welche Bücher liest du gerne,
(bestimmte Autoren oder Genres)? Hast du Vorbilder unter den
Autoren?Es klingt
vielleicht merkwürdig, aber für mich sind Lesen und Schreiben zwei
sehr unterschiedliche Dinge. Lesen ist etwas, das ich zur Entspannung
tue, während Schreiben vieles für mich ist, aber ganz bestimmt
nicht entspannend. Das wäre, als würde man einen Ausflug in den
Kletterwald mit einem Picknick im Park vergleichen. Beides ist
wunderbar und macht eine Menge Spaß, aber es sind zwei völlig
verschiedene Dinge, obwohl beides Freizeit im Grünen ist. Was meine
Lieblingsautoren oder –genres betrifft, bin ich wirklich nicht
festgelegt. Mir ist wichtig, dass mir die Sprache gefällt, dass ich
die Figuren mag, und dass mir eine interessante Geschichte erzählt
wird. Autoren, die das meiner Ansicht nach besonders gut können,
sind z.B. Jeffrey Eugenides, Suzanne Collins, Carlos Ruiz Zafon oder
Tanja Heitmann. Echte Vorbilder habe ich allerdings keine. Ich habe
meine eigene Erzählstimme, und auf die bin ich stolz.
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Arbeitest du an mehreren Büchern
gleichzeitig, oder konzentrierst du dich auf eines? Kannst du dabei
zwischen deinem Pesudonym-Schreiben und dem eigenen Namen locker
hin- und herschalten, oder musst du das trennen?
Grundsätzlich
arbeite ich immer nur an einem Roman gleichzeitig. Es kommt aber
durchaus vor, dass ich während des Schreibens an einem Projekt schon
das nächste plane. Und manchmal kommt es zu längeren Pausen, wenn
z.B. die erste Hälfte des Manuskripts bei der Lektorin liegt und auf
Anmerkungen wartet. Dann kann es durchaus sein, dass ich schon mal in
einen neuen Text reinschnuppere, um zu sehen, wie er sich anfühlt.
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Gibt es etwas (einen Ort, eine
Figur, ein Ereignis, eine Zeit ö.ä.) über das du unbedingt einmal
schreiben willst, bisher habe nicht getan/ nicht die Möglichkeit
gehabt haben?
Tatsächlich
gibt es eine Figur in meinem Kopf, über die ich sehr gern einmal
schreiben würde. Ein total toller Typ, der allerdings fiktiv ist –
ein Schwertkämpfer aus einem einst durch Kreuzung mit Dämonen
gezüchteten Kriegervolk. Sein Volk war Jahrhunderte in einer
Zeitfalte gefangen und vergessen, bis sie durch einen Zufall befreit
wurden. Jetzt will sein Volk mit seinen Schwertern und seinen
antiquierten Vorstellungen die Welt mittels Krieg zu einem besseren
Ort machen, aber das geht natürlich völlig in die Hose. In der
eigentlichen Geschichte geht es aber vor allem darum, was nach diesem
gescheiterten Krieg passiert, und wie so ein Volk, dessen einziger
Daseinszweck der Krieg ist, sich in eine friedliche Gesellschaft
einfügen soll. Und um eine hochdramatische Liebesgeschichte,
natürlich. Aber ich fürchte, diese Geschichte ist zu speziell, um
einen Verlag zu finden … Alternativ
schreibe ich aber auch gern einen historischen Roman über eine
weibliche Samurai. Wenn ich bloß mal nach Japan käme, um vor Ort zu
recherchieren …
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Wie hat sich dein Leben seit der
ersten Veröffentlichung verändert?
Vor allem in
sofern, als dass Schreiben nun nicht mehr mein Hobby ist, sondern
Arbeit. Es ist schon ein anderes Gefühl, wenn man Schreiben immer
als Freizeit wahrgenommen hat. Freizeit und Arbeit werden plötzlich
sehr schwer zu trennen, und das kann wirklich zum Problem werden,
wenn man dann plötzlich diszipliniert seine Abgabetermine einhalten
soll. Aber man gewöhnt sich daran. ;-)
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Hörst du beim Schreiben Musik
oder kannst du dich dabei nie konzentrieren?
Mal so, mal so.
Ich habe ja schon erklärt, dass ich auf solche Fragen keine
eindeutigen Antworten geben kann. Wenn ich richtig im Schreibfluss
drin bin, ist es aber sowieso egal, weil meine Ohren sich dann
abschalten und ich gar nichts mehr von dem höre, was um mich herum
so passiert …
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Was ist beim Schreiben zuerst da,
die Geschichte oder die Charaktere?Hm, ich glaube,
das kann man gar nicht so trennen. Wenn der Charakter auftaucht,
bringt er seine Geschichte ja gleich mit, denn ohne Geschichte wäre
er keine richtige Figur. Klar, viele Aspekte der Geschichte werden
erst nach und nach oder im Zusammenspiel mit anderen Charakteren
richtig klar, aber grundsätzlich ist noch keine Figur ganz ohne
Geschichte bei mir aufgetaucht. Was aber
durchaus vorkommt ist, dass ich ein Setting im Kopf habe, über das
ich gern schreiben möchte. Bei meinen Vampirromanen war es
beispielsweise so, dass ich das dystopische, von Vampiren beherrschte
Szenario mit den Menschenzuchtfarmen und der mutierten neuen
Vampirrasse schon ziemlich komplett hatte, ehe ich wusste, was für
eine Geschichte ich vor diesem Hintergrund erzählen will, und mit
welchen Charakteren ich arbeiten werde.
Ein tolles Interview mit sehr sympathischen Antworten! Ich muss zugeben dass ich Interviews seltenst (komplett) lese, meist interessieren sie mich nicht genug… Auch wenn man sowas kaum zugeben darf *lach* Bei dem hier war ich bei der ersten Antwort gleich gefangen und bin jetzt außerdem neugierig auf die Bücher :)
Das freut mich. ;)
Nette sympathische Autorin, wenn auch etwas chaotisch, wie mir scheint.
Aber gut jedem Seins.
LG..Karin..
:D