[Rezension] Christina Meldrum- Bittere Wunder

 
 

Titel: Bittere Wunder
Originaltitel: Madapple
Autor: Christina Meldrum
Genre: Jugendbuch (vom Verlag empfohlenes Alter: ab 12 Jahre)
Verlag: cbj (Januar 2013)
ISBN: 978-3570401613
 
Taschenbuch: 416 Seiten
Preis: 12,99 €

Kurzbeschreibung:

Es ist ein unvorstellbares Leben, das die 17-jährige Aslaug führt:
Völlig isoliert von der Welt wächst sie mit ihrer Mutter auf dem Land
auf, die ihr alles beibringt über Gifte, Heilpflanzen, das alte Wissen
der Menschheit – nur das Leben selbst bleibt ihr fremd. Als ihre Mutter
unvermutet stirbt, ändert sich das schlagartig. Aslaug kommt bei ihrer
streng religiösen Tante, deren Sohn und Tochter unter. Doch das neue
Leben ist keine Befreiung. Aslaug wird von den Schatten ihrer
Vergangenheit, ihrer Herkunft eingeholt und nach einem Brand steht das
Mädchen vor Gericht. Die Anklage lautet: Mord …

Quelle: Verlag

 

Die Handlung:

Aslaug wächst in völliger Isolation auf. Allein ihre Mutter kümmert sich um sie und bringt ihr bei, was sie für richtig hält. Viele Passagen in Büchern schwärzt sie und sie bringt Aslaug notgedrungen Dinge bei, die die Schulbehörde für wichtig hält. Viel wichtiger findet sie, dass Aslaug sich mit Heil- und Giftpflanzen auskennt und verschiedene Sprachen, Religionen und Mythologien kennt. Über das wirkliche Leben erfährt sie gar nichts. Als dann ihre Mutter stirbt, kommt sie zu ihrer Tante, von der sie bis dahin nichts wusste. Diese ist stark religiös und Aslaug ist dort nicht glücklich. Nach einem fürchterlichen Brand steht Aslaug vor Gericht, die Anklage lautet Mord…
 
Meine Meinung: 
 
“Bittere Wunder” hat mich sehr überrascht. Es ist ganz anders, als ich erwartet hätte. Es hebt sich durch einen ungewöhnlichen Schwerpunkt sehr von anderen Jugendbüchern ab. Es werden immer wieder in die eigentliche Handlung Informationen zu Pflanzen und Religionen eingeflochten und es geht um ein junges Mädchen, dass ganz anders ist als alle anderen, was an ihrer Isolation liegt. 
Allerdings ist der Einstieg nicht so ganz einfach und ich würde vielleicht die Altersempfehlung höher ansetzen, da mich das Buch mit 12 nicht interessiert hätte.
Man muss sehr konzentriert dabei sein um die Zusammenhänge zu verstehen, da die Handlung sehr komplex ist und es wirklich sehr viele Pflanzenerklärungen gibt. 
Mich hat das Buch vor allem durch seine Originalität und Aslaugs Lebensumstände überzeugen können. Das Buch spielt vom Jahre 2003-2007 und zeigt ein Leben, wie man es sich heute gar nicht vorstellen kann. Schon allein, wie Aslaug aufgewachsen ist, wirkt total fremdartig und hat so auf mich einen besonderen Reiz ausgeübt. Dann kommt sie in die religiöse Familie ihrer Tante und auch da ist das Leben anders, als ich es kenne.
Das Buch zeigt nicht viel nervenaufreibende Spannung, aber die Aufklärung des Brandes und die anspruchsvolle und gut durchdachte Handlung konnte mich fesseln. 
Dazu gibt es viele Stellen, die sehr schockierend und grausam sind und ich gar nicht anders konnte, als emotional betroffen darauf zu reagieren. 
Selten habe ich ein so ausdrucksstarkes und tiefbewegendes Jugendbuch gelesen.
Bis zum Schluss war ich mir nicht sicher, wie das Buch ausgeht. Es gibt immer wieder überraschende Wendungen, so dass “Bittere Wunder” alles andere als vorhersehbar ist.
Das Ende ist schlüssig und rundet das Buch gut ab, auch wenn nicht alle Fragen geklärt sind.
 
Die Protagonisten:  
 
Aslaug ist durch ihre Erziehung, wie schon erwähnt, alles andere als ein typischer Teenager. Sie hat eine sehr bildhafte Denkweise und ein ganz anderes Weltverständnis, als man es in der heutigen Zeit meinen könnte. Man merkt hier, wie sehr Isolation und die Erziehung auf Kinder Einfluss haben. Sie weiß nichts über das normale Leben, kann aber viele Fremdsprachen sprechen und versteht sogar die Runenschrift. Durch ihre ganz eigene Sichtweise der Dinge, ist es schwer ihre Handlungen nachzuvollziehen. Dennoch habe ich stets mit ihr mitgefühlt, da sie ein sehr schweres Leben hatte und nichts so läuft, wie es laufen sollte.
 
Aslaugs Mutter Maren ist mir von grundauf unsympathisch. Ich kann nicht nachvollziehen, wieso sie ihre Tochter völlig isoliert hat, da ihre Beziehung auch alles andere als liebevoll war. Sie hat ihre Tochter völlig abhängig von sich gemacht und ihr so viel vorenthalten.
Später lernt man dann noch Marens Schwester Sara und ihre Familie kennen, dabei sind alle Protagonisten auf ihre Art detailliert und irgendwie auch glaubhaft ausgearbeitet, wenn man sich die Hintergründe von ihnen vor Augen hält. 
 
Der Schreibstil:  
 

Der Schreibstil ist ebenfalls eher anspruchsvoll und die vielen Erklärungen der Pflanzen und Religionen stören den Lesefluss etwas. Dennoch weiß der Schreibstil zu fesseln und  Christina Meldrum zeigt dem Leser schockierende Einblicke in die Abgründe der menschliche Psyche und schreibt dabei sehr symbolisch.

Die Handlung ist abwechselnd aus der Ich-Perspektive von Aslaug und einem Dialogteil des Gerichtsverfahrens geschrieben. Das hat mir gut gefallen, da so nach und nach die Geheimnisse aufgedeckt wurden und ich einen etwas besseren Bezug zu Aslaug bekommen habe.
 
Das Cover/der Buchtitel:
 
Das Cover wurde vom Original übernommen, was ich gut finde. Es passt sehr gut zu dem Inhalt und ich mag den eher düsteren Grundton. Mir ist das Buch zuerst wegen dem Cover aufgefallen.
Mir hätte hier der Originaltitel besser gefallen. Der deutsche Titel bietet aber auch einige Interpretationsmöglichkeiten, so dass er auch ganz gut passt.

Fazit: 

“Bittere Wunder” ist ein anspruchvolles Buch, dass sich mit einer schwierigen Familiengeschichte und schlimmen Schicksalsschlägen befasst. Dabei stehen neben der Haupthandlung Pflanzen, Religion und Mythologie im Mittelpunkt, was nicht jedem gefallen dürfte.
Mich hat es vor allem durch seine Originalität, Symbolhaftigkeit und Aslaugs außergewöhnliche Lebensumstände überzeugen können.

 

6 Replies to “[Rezension] Christina Meldrum- Bittere Wunder”

  1. Vielen Dank für diese Rezension! Ich konnte mir das Buch vor kurzem ertauschen und freu mich jetzt schon drauf. Mal schaun, ob ich mit den Pflanzenbeschreibungen klar komme ;)

    LG
    Moni

    1. Hallo Karin,
      sry, dass ich erst jetzt antworte. Ich bin momentan etwas außer Gefecht gesetzt, da ich Grippe habe.
      Man könnte das Buch schon entfernt als Sektenbuch bezeichnen. Allerdings erst ab dem Moment, als Aslaug zu ihrer Tante zieht. Das wirkt alles schon wie in einer Sekte.
      LG

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